Die Verkostung der neuen Romeo y Julieta Short Churchill am 20. Juni 2007  


  Info DIE FOTOSTRECKE des zweiten Clubtreffen der Wiener Cigarrenfreunde.
  Info DIE ZUSAMMENFASSUNG des Clubabends

"Eine gute Cigarre bleibt für immer in Erinnerung"

Trotz tropischer Luftfeuchtigkeit und Temperaturen, welche sonst nur in südlicheren Gefielden üblich sind, war unser zweiter Termin unseres Cigarrenclub-Zusammentreffens bestens besucht.
Aus organisatorischen Gründen wechselten wir für diesesmal unser Clublokal und fanden beim "Bierfinken" in Ottakring eine gemütliche Lokalität, welche uns bis in den frühen Morgenstunden samt freundlichster Bedienung zur Verfügung stand.

Dipl.Ing. Christian Schuhböck reverierte uns ein interessantes Cigarren-Einstiegsseminar, welches sowohl für den Beginner, als auch für den ein oder anderen "alten Hasen" etwas Wissenswertes bereit hielt.

Nach dem wir uns an wohlschmeckenden Alt Wiener Gerichten gelabt hatten, unterzogen wir die neue Cigarre des Monats Juni, die Romeo y Julieta Short Churchill, eines ausführlichen Testrauchens.

Eines sei vorab erwähnt - es gab niemanden am Tische, dem unser diesmaliger Testkanditat nicht überzeugen konnte! Unser geschätztes Clubmitglied und Kuba-Cigarren-Kenner Mag. Dietmarr Waldingbrett wertete das Testergebnis für uns auf professionellste Weise nachfolgend aus.


  Info DAS TESTERGEBNIS: Romeo y Julieta Short Churchill         (von Mag.iur. Dietmar Waldingbrett)

Das Testergebnis
Ein glattes mattes, für die Marke RyJ nicht untypisches Colorado-Deckblatt, ohne Rottöne.
Die kalte Zigarre, frisch dem Tubo entnommen hat einen sehr angenehmen intensiven Geruch nach allen typische Tönen (mögen sie wie auch immer beschrieben werden wie Leder, Holz, Erde u. sofort… ), ohne Schärfe von Ammoniak, die sonst bei jungen Zigarren zu erwarten wäre.
Auch die brennende Zigarre setzt mit diesen klassischen Noten fort; ein angenehmer von edelster Herkunft sich beweisender Rauchgeruch und –geschmack.

Sehr gute Flammenannahme, ein durchgehend kreisrunder Abbrand, der auf perfekte Verarbeitung schließen lässt und völlig ohne die für junge Zigarren zu erwartende u. typische Abbrandzickerei wie Schief od. Tunnelbrand, sehr gleichmäßig mit langem festen mittelgrauen Aschenstand

Nun zum Eigentlichen, dem Rauchen der Short Churchill:
Völlig wider Erwarten bescherte diese sehr junge Zigarre ein absolut harmonisches Rauchvergnügen, und das auch noch über die gesamte Länge.
Sie war nie scharf, keine Ecken, die ätherischen Öle bereits perfekt eingebunden.
Ein Geschmack wie eine „Bilderbuch-Havanna“; die oben angesprochene Verarbeitungsqualität brachte das offenbar hier verwendete erstklassige Rohmaterial voll zur Geltung.
 Es fehlt mir zum ersten Male wirklich die Möglichkeit, diese Zigarre mit einer anderen zu vergleichen; innerhalb der Marke hat sie nichts gemein mit Verwandten wie der Exhibicion Nr.4 oder der ganz anderen, stärkeren und ungestümen Belicoso, die 15 Jahre braucht, um sich auch nur annähernd so ausgewogen zu präsentieren.
Am ehesten drängt sich noch ein Vergleich zur namensverwandten Julieta Nr. 2 (Churchill) auf; aber auch nur zu einer zumindest 10 Jahre gereiften.
Diese Zigarre fällt für mich ziemlich aus dem Rahmen der Marke, ihre Harmonie erinnert mehr an die wohl gereifter Upmann oder Punch, aber leichter…..und sofort…..

Da mich diese Zigarre sehr überraschte, vor allem das Verhältnis ihrer Jugend zu dem was sie bereits bot, möchte ich bei dieser Gelegenheit ein paar wilden Vermutungen Platz einräumen.

Die Kubaner verwandten zum wahrscheinlich ersten Mal in den Neunzigerjahren neue Tabakkreuzungen und neue Blends, die vielen klassischen Havannas ihre Typizität kostete; dies mag vielleicht kurzfristigen Marktströmungen entsprochen haben und mag auch ertragreicher und somit für den Erzeuger ökonomischer gewesen sein, stieß aber bei wirklich alteingesessener Kennerschaft auf zunehmende Kritik.
Allgemein hat die Quantität hier auch zu erheblichen Einbußen in der Qualität geführt.
Viele Diskussionen in einschlägigen Sammlerkreisen, Internetforen und Literatur haben diese Entwicklung zum Thema.

Es war zu erwarten, dass auch der Produzent Kuba, nun auch unter verstärkten Einfluss marktpolitisch ganz anders agierender Teilhaber (Altadis, Seita), auf solche Kritiken reagieren wird.

Da wird hinter verborgener Hand von neuen Tabakkreationen gesprochen, von für Kuba neuen Fermentationstechniken und Aging-methoden.
Änderungen und Anlehnungen an „Früher“ zeigen sich ja bereits in wieder aufgelegten „alten“ Vitolas
( man versuchte es schon mit den Ediciones Limitadas [die Particulares der Hoyo de Monterrey],bei Por Larranaga die „Magnifico“, eine Edicion Regional für den britischen Markt, die diesen Sommer erscheinen wird, oder auch die legendäre für die Berliner Casa del Habano 2004 in Kleinstmengen wiederaufgelegte „Gold Medal“ von Bolivar) mit mäßigem Erfolg. Man hat hier vorerst nur speziell gereifte Deckblätter verwandt, die bekanntlich nicht so viel Einfluss auf den Geschmack der Zigarre haben, sehr ölige Deckblätter, die eine noch längere Reifezeit der Zigarre verlangen.
Die Ediciones Limitadas 2007 werden die ersten sein, bei denen auch länger gereifte Einlagetabake zur Verwendung kommen.
Ich zwinge mich hier nun zu einem Ende, es gäbe noch viel zu vermuten und zu erkunden;
bedauerlicherweise wird das Produktionsgeheimnis in Kuba hoch gehalten und nur sehr wenigen Insidern sind solche Vorgänge bekannt.

Ich wage nur zu vermuten, dass die Short Churchill ein Vorreiter ist; d.h., dass wahrscheinlich gereiftere Tabake zur Verarbeitung gelangen als bei der „klassischen“ Produktion.
Eine für den Konsumenten sehr erfreuliche Entwicklung, wäre nur alles transparenter….

Mir hat die Short Churchill sehr gut gefallen und ich würde sie uneingeschränkt empfehlen;
vielleicht mithin eines der besten Zigarren, die es in Österreich zu kaufen gibt.
Von 5 Sternen alle fünf!


Ihr Mag. Dietmar Waldingbrett


 
 Fotos © Thomas Schober (www.cigars.at) 
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