Titel: Helmut Hochrains Anfängerbücher,     Verfasser: Mag. Christian Schneider     Date: 30.09.2007

Helmut Hochrains Anfängerbücher

Pfeifenbücher


Buchrezensionen von Mag. Christian Schneider, Österreich

Der deutsche Genussbücherautor Helmut Hochrain hat auch eine schöne Anzahl Pfeifenbücher für Anfänger geschrieben. Diese haben im Großen und Ganzen bis heute mit Ausnahme weniger Meinungen Gültigkeit und sind Pfeifennovizen zu empfehlen, zumal es sie antiquarisch ab wenigen Cent gibt. Der Inhalt ist weitgehend identisch, und es genügt vollkommen, ein einziges Buch zu kaufen. Hochrain hat ganze Rauchergenerationen geprägt. Weniges muss jedoch angemerkt haben, was sich seit Verfassen dieser Bücher geändert hat. Mir liegen drei Exemplare vor, die ich im Folgenden besprechen möchte:

  1. Das große Buch des Pfeifenrauchers, Neuausgabe 1973
  2. Helmut Hochrains neues Pfeifen-Buch, 4. Auflage 1986
  3. Das Taschenbuch des Pfeifenrauchers, 2. Auflage der Neuausgabe, 2001, alle Heyne-Verlag, München.

 

Gleich zu Beginn fällt auf, dass der Autor Pfeifenrauchen als alleinige Männerbeschäftigung verstanden wissen will: „In erster Linie, weil die Welt, die Männerwelt meine ich vor allem, ärmer sein würde ohne den schwerelosen Genuss, den Tabakspfeifen schenken.“ (C p. 9, A p. 7). Das Männerzentrierte ist in allen Büchern zu spüren und kommt häufig vor: „Ein Mann, dessen Eheliebste ihn vor die Alternative stellt: ‚Entweder ich oder deine Pfeifen’ (in Wirklichkeit meint sie natürlich gar nicht sich, sondern die Gardinen), ein Mann mit dieser Alternative konfrontiert, weiß, was er zu tun hat: Er packt seine Koffer.“ (C p. 10, A p. 9). So geht es im Text munter weiter. Ein eigenes Kapitel widmet der Autor der Frage, ob auch Frauen Pfeife rauchen dürfen (C p. 149ff. A p. 120ff.) und verneint diese. So schreibt er (B p. 81): „Von den verschiedenen Möglichkeiten, Tabak auf geschmackvolle Art zu genießen, ist Pfeiferauchen die männlichste. Frauen mit ihrem sicheren Instinkt für das, was ihnen zu Gesicht steht und ihrem Wesen entspricht, haben zu allen Zeiten die Finger von den Tabakspfeifen gelassen. Die paar Exaltierten, die es dennoch immer wieder einmal probierten, zählen nicht.“ Hier beweisen Geschichte und Praxis einfach das Gegenteil.

Zum Gewicht bemerkt Hochrain, dass man sich beim Kauf eine Waage vom Händler leihen sollte (A p. 13): „Eine Briefwaage für diesen Zweck hält jedes gute Geschäft bereit... sehr schwere Pfeifen machen mich immer skeptisch.“ Diese Aussagen musste er dann in B p. 94f. relativieren: „Der Inhaber einer feinen Hamburger Handlung hat mir ... ausrichten lassen, dass er es am liebsten sähe, wenn ich mich auf den Mond schießen ließe.“ Die Kunden wollten keine Pfeifen mehr ohne „Wiegetest“ mehr kaufen! In C p. 17 fehlt dann auch dieser Vorschlag.

Mundstücke von Pfeifen sollten aus Ebonit sein, erst in C p. 12 erwähnt er die heute gängigeren Lucite-
(Acryl-)mundstücke.  Auf C p. 43 ff. berichtet er journalistisch ausgeschmückt die Anekdote, wie der Budapester Schuster Károly Kovács die Meerschaumpfeife erfunden haben soll (auch A p. 30f.) Die Filterfrage beurteilt Hochrain neutral, ohne Empfehlung (C p. 15).

Womit Hochrain Anfänger eher verschreckt, ist die Forderung nach komplettem Aufrauchen der Tabaksfüllung (etwa A p. 66, C p. 84, 96f., 121), das Wiederanzünden des oft durchnässten Restes hat schon zu vielen Durchbrennern geführt; ich rate: weg damit! Bei manchem Tabak ist die Forderung, dass bloße Asche überbleibt, einfach nicht zu erfüllen. Weiters wird das Einrauchen nach der „Drittelmethode“ propagiert: eine neue Pfeife erst zu einem Drittel zu füllen und dann von Mal zu Mal die Tabakmenge zu steigern (C p. 79ff., B p. 93, 96ff.), Pfeifen sind von Anfang an voll zu füllen. Richtig ist der Rat, den neuen Pfeifenkopf nie mit irgendwelchen Mittelchen auszuschmieren, sondern nur Tabak einzufüllen.

Bis auf die angeführten Kritikpunkte sind die Pfeifenbücher für Jedermann vergnüglich zu lesen und nicht zuletzt wegen des sehr günstigen Preises zu empfehlen.

 
 Beitrag von Manfred Martens  Kommentar [02.10.2007]

Trifft den Kern der Sache sehr genau. Sein größter Fehler lag tatsächlich in der Forderung, die Pfeife bis auf den "letzten Krümel" aufzurauchen. Habe das vor über 40 Jahren auch brav befolgt. Die Empfehlung, die ´Pfeife nur zu 2/3 aufzurauchen, wie sie heute oft zu lesen ist, ist aber auch nicht die Beste Lösung. Falls die Pfeife noch einen größeren Tabakrest beinhalet, die Asche abräumen und nochmals anzünden. Den Rest dann eben umrühren und die Pfeife ordentlich trocknen lassen. Ansonsten nehme ich seine Bücher heute noch gerne zur Hand, und habe mir aus seinem Nachlass eine Ingo Garbe gekauft.
Das Buch würde ich, weil es eben nicht so "trocken" geschrieben ist, auf jeden Fall auch den Anfängern empfehlen.

Mit freundlichen Grüßen Manfred Martens  Hier können Sie antworten
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